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und hier mal ein kleiner Auszug
Jugendsünden:
Die Grüne:
Tuxie:
Fietche:
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und hier mal ein kleiner Auszug
Jugendsünden:
Nachdem ich mich wieder abreagiert habe, nun zurück zum Thema. Wir werden nicht jünger, soviel ist sicher – graue Haare, knirschende Knie, knackende Rücken, Landkarte im Gesicht. Aber unsere Mopeds bringen uns ein Stück unserer Jugend zurück. Und das sogar viel effektiver, als hyperpotente Supersportler. Oder starke Naked-Bikes. Denn viel Leistung macht nicht nur schnell sondern auch faul. Mit 100 PS unterm Hintern gibt man am Scheitelpunkt nämlich eher weniger als mehr Gas. Da zieht man erst auf, wenn die Kiste wieder in der Senkrechten steht, keine Kiesel auf der Straße liegen und die auch nicht feucht ist. Irgendwann wird dann leider auch die Ideallinie nur noch etwas, das man vom Hörensagen kennt. Aber nicht mit unseren Prachtstücken aus jahrzehntelanger DDR Produktion. Plötzlich ist man wieder achtzehn auf dem Weg nach Kliestow oder Markendorf. Dreieinhalb PS, Windschattenkämpfe, Ideallinie, lieber tot als Schwung verlieren. Alles wieder da. Jede zügig abgefahrene Hausstrecke fühlt sich an, als hätte man die Weltmeisterschaft im Sack. Denn um wirklich zügig zu fahren, darf man sich keinen Fehler erlauben. Drehzahl, Linienwahl, Bremspunkt, Ansgasgehen, alles muss perfekt passen, sonst ist der Klausn neben einem. Und es gibt keine überflüssigen PS um Fahrfehler wiedergutzumachen.
Die Grüne:
Vom Feeling her steht die Simson S51 für mich auf Platz eins. Neben all den aufgelisteten Dingen, die man nicht versieben darf, gibt einem der 4 Gang Motor nie ein exaktes Zeichen, wann es besser wäre, in den nächsthöheren Gang zu schalten. Das ist deshalb komisch weil der gleiche Motor auch in der SR50 verbaut ist. Zudem muss man permanent mit der miserablen Federgabel kämpfen, die nicht nur schlecht anspricht, sondern auch extrem unterdämpft ist. Die ständige Fahrwerksunruhe auf welligem Asphalt zu kompensieren, ist eine Mörderaufgabe und fordert volle Konzentration. Wer mit der S51 schnell ist, kann nicht nur sehr gut fahren, sondern genießt auch den vollen Moped-Erlebnis-Cocktail. Mehr geht kaum noch. Erst recht nicht mit modernen Schottern.
Simson S51, BJ 88, 3,7 PS bei ca. 6000 Upm, 2-Takt 4 Gang Motor mit 50 ccm, v-max nach GPS 64 km/h, Schmierung durch Bezin-Öl Gemisch (nach dem Tanken ein Schluck Öl in den Tank kippen)
Tuxie:
Das Konzept und das biedere DDR Design der Simson SR50 kann man ein bissl mit einer 1200er-Bandit vergleichen. Fährt. Transportiert. Tourt. Will nie schnell. Tut was man ihr sagt. „Harry, fahr schon mal den Wagen vor.“ Genau so kommt er auch rüber. Der Roller ist der optimale Begleiter für Menschen, die weder Sound noch Action oder eine super Optik suchen. Sie offeriert die komfortabelste Fahrwerksabstimmung, den Motor mit dem fieseligsten Lauf und dem besten Soziusplatz. Leider aber auch ein gewöhnungsbedürftiges, kippeliges Lenkverhalten durch die kleinen Räder. Auf Tuxie fühlt man sich meist so alt, wie man auch ist. Nix mit Rennen oder Bergsteigen. Fehlt nur noch die serienmäßige Halte-Kugel für kleine Anhänger. Grund dafür ist die phlegmatisch wirkende Übersetzung und die kleinen Räder die einem ständig das Gefühl geben, einen Stationärmotor oder einen Notstromdiesel Gassi zu führen. Im Alltag kein Problem. Super fürs touristische Rumgebummel und den Stadtbetrieb. Aber dramatisch, wenn es darum geht, sich schnell zu fühlen.
Den Getränkehalter habe ich montiert um im Stau auf dem Nachhauseweg ein Feierabendbier trinken zu können. Das spart Zeit und erhöht die Schlagzahl.
Fietche:
Es ist ein bisschen wie der Bergsteiger-Vergleich: Drei Männer stehen auf demselben Gipfel. Der eine ist blind (Barti), der andere lahm (Klausn) und der letzte ein durchtrainierter 20-Jähriger (Austi). Obwohl alle die gleiche Route geklettert sind, bedeutet es für jeden etwas anderes, den Gipfel erreicht zu haben. Die Schwalbe ist definitiv am kultigsten von den dreien und wird auch dieses Jahr der ultimative Blickfang werden. Mit dem mächtigen Motor steht der Sieger bei jedem Rennen schon vorher fest. Sie bietet die höchste Sitzposition, den besten Wetterschutz, das skurrilste Design und die auffälligste Farbe. Allerdings hat sie auch die größte Flatterneigung am Lenker, die kleinste Zulademöglichkeit, die veraltetste (Schwingen)Fahrwerktechnik und ein höchst unangenehmes Schlingergefühl im Vorderrad beim Bremsen in Schräglage. Von der Außenwirkung und vom Selbstverständnis her, war und ist die Schwalbe für mich immer noch die Margot Honecker unter den DDR Mopeds.
Meine Schwalbe zu Jugendzeiten war blau mit rostig braunen Applikationen verfeinert. Berühmt wurde sie in ganz Frankfurt Oder durch den mit Unmengen gelbem Panzertape fixierten Auspuff. Tragende Teile wurden häufig mit Pflaster nachhaltig befestigt. Zugegebenermaßen hat Fietje mit meiner Jugendsünde nicht viel gemeinsam. Unvergesslich das Gesicht meiner armen Mutter, als mir der Benzinhahn auf dem Hof abgefallen ist.
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